Die Idee überzeugt. Das fällt bei einem Blick auf die Website des Kieler Start-ups Planterial sofort ins Auge. Ob es das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ist, der Europäische Sozialfonds für Deutschland, das Zentrum für Entrepreneurship der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel oder die Initiative GründungsCup KielRegion – sie alle haben das junge Unternehmen unterstützt und ausgezeichnet.
„Wir wollen ausschließlich radikal ökologische und technisch herausragende Plattenwerkstoffe herstellen und vertreiben!” So umschreiben die Gründer ihre Idee, die Spanplatte, ein Massenprodukt der Bau- und Möbelbranche, neu zu denken und damit die traditionell sehr umweltbelastende Plattenindustrie auf einen nachhaltigeren Weg zu bringen. Die von Planterial entwickelte Alternative besteht zu 100 Prozent aus biologisch abbaubaren, nachwachsenden Rohstoffen. Sie erfüllen geforderte Industriestandards und sind 30 Prozent leichter. Für die Platten wird kein einziger Baum gefällt. Stattdessen kommen landwirtschaftliche Nebenprodukte wie Einjahrespflanzen, Hanfschäben und Hopfenreben oder auch Seegras zum Einsatz. An der Nutzung von Nussschalen, Planzen resten von Hafer, Sonnenblumen und
Schilf wird ebenfalls getüftelt. Zusätzlich sind die eingesetzten Bindemittel biobasiert und vollständig biologisch abbaubar. Eltern der Idee sind drei Gründer mit unterschiedlichen akademischen Hintergründen: Hannes Stuhr bringt mit seinem Geografie- und Chemiestudium das naturwissenschaftliche Wissen ein, Mika Siponen, Absolvent der Muthesius Kunsthochschule, ist der kreative
Kopf, Claudius von Thaler kümmert sich als Betriebswirt um die finanziellen Belange. Erste Ideen wurden in der WG-Küche entwickelt und umgesetzt, es folgte die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen wie den Laboren im Institut für Holztechnik in Dresden und im Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam. Mit viel Rückenwind, auch von der MBG Schleswig-Holstein, haben die Gründer ihre klimafreundlichen Spanplatten zur Serienreife entwickelt und sind auf der Suche nach einer größeren Produktionsstätte. Alternativ planen die Gründer in diesem Jahr eine eigene Pilotanlage. „Der weltgrößte Büromöbelhersteller hat uns positives Feedback gegeben, wir bekommen laufend Anfragen aus der verarbeitenden Industrie“, berichtet Hannes Stuhr. „Unser Plan: Anfang 2026 sollen die ersten Hanf-Platten die computergesteuerten Maschinen verlassen.”